Ulrich Krüger – Umfeldgestalter
Lebenswerte Arbeitswelten – im Interview mit EXAKT

20.10.2020
Architektur & Design, Business

Lebenswerte Arbeitswelten – im Interview mit EXAKT

Die Innenraumplanung nimmt insbesondere im Kontext „Arbeit“ ganz entscheidend Einfluss auf unser Befinden, unsere Zufriedenheit, Motivation und Gesundheit und somit auf die Produktivität eines Unternehmens. Diese These steht heute nicht mehr nur „im Raum“: Die explorative Studie zur Ästhetik der Bürowelten von Dr. Uwe Röther, Fachhhochschule Erfurt (2012) belegt diese mit handfesten Statistiken.

 

Über die „Belastbarkeit“ der These freut sich Ulrich Krüger umso mehr, als er seit der Gründung der TON Objekteinrichtung vor über 20 Jahren die planungsrelevante Dimension „Ästhetik“ und „Umfeldgestaltung“ ins Feld führt. Im Interview mit EXAKT, dem ambitionierten Kundenmagazin der Raumfabrik, spricht er davon wie Räume Menschen beeinflussen.

 

Lesen Sie das Interview mit Ulrich Krüger, Umfeldgestalter und Gründer der TON Objekteinrichtung GmbH:

 

 

 

Der Meeting-Point der Grafschafter Volksbank Nordhorn e.G. verfügt über ein flexibles, freundliches Raumkonzept. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben daran in Workshops mitgearbeitet.

 

Räume beeinflussen Menschen weit mehr als wir glauben. Räume können motivieren und Geborgenheit spenden oder aber lähmen und krankmachen. Das sagt Ulrich Krüger (62). Krüger ist Gründer und Miteigentümer der TON Gesellschaft für Objekteinrichtung mbH in der Speicherstadt in Münster-Coerde. Sein Credo: Die Arbeitswelt ändert sich rasant. Wir müssen handeln. Wirksames Handeln braucht wirksame Räume.

 

Krügers ganze Leidenschaft gilt der Beziehung von Raum und Mensch im Arbeitsumfeld. Er versteht sich seit mehr als 20 Jahren als Umfeld­gestalter und Objekteinrichter. Vor allem aber als Ermöglicher: Wo die Digitalisierung unsere Souveränität beschneidet, schenkt er Menschen den Glauben an die Bedeutung ihres realen Lebensraumes zurück. Er ver­ortet sie in der realen Welt.

 

Unser Alltag digitalisiert sich rasant: Wir können quasi überall arbeiten, in der Hängematte, im Park oder im Cafe. Warum spielt das Arbeitsumfeld trotz­dem so eine große Rolle?

Weil Menschen zwar digital arbeiten, aber nicht digital sind. Wir fühlen, spüren, empfinden Freude, empfinden Angst. Ich beobachte in den letzten Jah­ren eine Entwicklung, die mir eine Reaktion auf die Digitalisierung zu sein scheint: Die Menschen wollen nicht nur die Geborgenheit einer Familie, sondern auch die Geborgenheit eines Arbeitsumfeldes. Viel mehr als dies noch in meiner Generation der Fall war.

 

Was bedeutet das für Sie als Einrichter?

Wir wollen den Menschen den Glauben an ihre Ge­staltungsfähigkeit zurückgeben. Die Digitalisierung sorgt für Überforderung und Ängste, weil alles so schnell geht. ‚Kontrollverlust‘ ist da ein wichtiges Stichwort. Wir von TON verstehen uns als Treuhän­der der Bedürfnisse unserer Kunden: Wir helfen ih­nen, ihre alltäglichen Wünsche und Sehnsüchte zu entdecken und sie zu formulieren. Dann schlagen wir Lösungen vor.

 

„Räume sind in der Lage Menschen wachzuküssen.“

 

Überfordert das nicht Menschen, die gewohnt sind, nach der Mütze des Chefs zu funktionieren?

Nicht, wenn wir richtig kommunizieren und moderie­ren. Die meisten fühlen sich dadurch wertgeschätzt. Das ist wohl das Wichtigste. Dann reden sie über das, was ihnen wichtig ist. Ein wunderbares Erlebnis übrigens. Ich sehe das so: In jedem Menschen steckt ein unentdeckter Schatz. Durch Alltag, Arbeit, Sor­gen wird er oft verdeckt. Wir wollen ihn heben, in­dem wir mit den Menschen, die Räume neu gestalten möchten, ehrlich, empathisch und schnörkellos reden – ihren Wünschen Raum geben im wahrsten Sinne des Wortes. Und das gelingt ohne Hierarchien, ohne Denkverbote, ohne Eifersucht zwischen den Ebenen einer Firma am besten. Diese Ideen, gepaart mit einer fundierten Umfeld-Analyse, also Kundenverkehr, Kommunikationsbedarf und Funktionen, ergeben eine Lösung, die Räume schafft, in denen man gerne und gut arbeitet. Räume sind in der Lage Menschen wachzuküssen. Meinen Sie, dass die richtige Gestaltung des Arbeits­umfeldes unmittelbar eine Anziehungskraft auf Fachleute und Kunden bewirken kann?

Ja, auf jeden Fall. Mitarbeitergewinnung und -bin­dung funktioniert in Räumen, in denen sie gerne ar­beiten, in denen sie leistungsfähig sind und sich an­erkannt und geborgen fühlen, einfach besser. Was für viele Unternehmen außerdem immer noch wichtiger wird, ist die Differenzierung gegenüber Wettbewer­bern. Also die klare Sichtbarkeit der Unternehmens­kultur. Was für ein Unternehmen ist das eigentlich, in das ich da gehe? Wie gestaltet sich das Gebäude? Wie gestaltet sich der eingerichtete Raum? Wie tickt das Unternehmen? Das richtig zu vermitteln, ist für viele Unternehmen eine ganz wesentliche Aufgabe, weil sie in ihrer jeweiligen Zunft sonst immer vergleich­barer werden.

 

War das denn schon mal anders?

Ich erinnere mich noch sehr gut, dass das Thema „De­sign und Produktdesign bei Einrichtungsgegenstän­den“ zumindest als ich gelernt habe, ein Nischenthe­ma war. Erst in den letzten zwei Jahrzehnten ist es populär geworden. Seit zwei, drei Jahren finden sich sogar in großen Publikumszeitschriften wie „Fokus“ oder „Frankfurter Allgemeine“ Beiträge, die sich ge­nau mit dem Themenspektrum befassen, von dem wir leben.
Das Bewusstsein für Umfeldgestaltung ist zudem bei der jüngeren Generation deutlich gewachsen. Insofern glaube ich, dass Innenarchitekten, die ihre Kunden in meinem Sinne wirklich wertschätzen, die Zukunft noch vor sich haben.

 

Herr Krüger, Sie und Ihr Partner Christian Wolf sehen TON vor allem als hoch professionellen Dienstleister. Da ist die Erwartungshaltung hoch: Welchen Anteil haben Sie als Einrichtungsexperten am Erfolg Ihrer Kunden?

Seit 2016 verfügen wir über Ergebnisse weltweit an­gelegter wissenschaftlicher Studien, die genau das untersucht haben: den direkten Einfluss der Umfeld­gestaltung auf das Wohlbefinden, auf die Mitarbei­terzufriedenheit und die Attraktivität für Kunden. Diese These ist durch Studien wie dem „Steelcase Global Report“ nun belastbar geworden. Und das bedeutet ohne Übertreibung: Wir können heute das Maß an steigender Zufriedenheit bei Mitarbeitern und Kunden durch unsere Maßnahmen ziemlich ge­nau prognostizieren und unseren Bauherren darlegen. Um nur ein keines Beispiel zu geben: Der rich­tige Einsatz von Grünpflanzen und natürlichen Materialien kann die Arbeitseffizienz in einem Büro um fast 40 Prozent steigern.

 

„Kunden wertzuschätzen ist der Schlüssel zum Erfolg.“

 

Wie bewerten Sie Projekte und Partnerschaft mit der Raumfabrik?

Uns verbindet viel. Vor allem die Sicht auf Kunden und Projekte. Sagen wir mal so: Unsere Kunden stehen selbst in Verantwortung gegenüber allen Menschen, die ihren Geschäftsmodellen folgen, gegenüber Mitarbeitern, Kunden, Partnern. Diesem Vertrauen mit einer Haltung absoluter Wertschätzung zu be­gegnen, war uns von Anfang an ein Anliegen. In der TON-Grammatik- also unserem Leitbild – haben wir das programmatisch zum Ausdruck gebracht. Die darin beschriebene Haltung der Treuhänderschaft ist in unserer Branche wichtiger denn je. Außerdem verbindet uns mit der Raumfabrik der Anspruch an perfekte Planung und handwerkliche Ausführung. Darin wollen wir zeigen, dass wir das Vertrauen unse­rer Kunden verdienen. Genau das wollen die Macher der Raumfabrik ebenfalls erreichen. Da ticken wir auf einer Wellenlänge.

 

In: Exakt | N° 2, Das Magazin der Raumfabrik, 1/2018, Seite 11 – 15
www.raumfabrik.de

 

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